Ihre Entdeckung ist einem Affen zu verdanken, ihre Bedeutung für den Fußball grundlegend. Denn ohne Spiegelneurone ist kein Spiel zu gewinnen, und im Stadion wäre es fad.

Gähnen ist ansteckend. Lächeln auch. Wenn einem jemand charmant zulächelt, kann man sich nur schwer dagegen wehren zurückzulächeln. Es sei denn, man heißt Mourinho Jose oder ist auf irgendeine andere Art auf cool oder „Leck mich doch am Arsch“ programmiert. Der Zurücklächeleffekt wird den Spiegelneuronen zugeschrieben. Dabei handelt es sich um Nervenzellen im Gehirn, die beim Beobachten einer Handlung das gleiche Aktivitätsmuster zeigen, wie wenn diese Handlung selbst ausgeführt wird.

Lernen durch Nachahmen
Entdeckt wurden die Spiegelneuronen in Parma. Der Rizzolatti Giacomo fand 1992 bei Versuchen mit Affen heraus, dass sich in einem bestimmten Hirnareal neuronale Aktivität nachweisen lässt, wenn der Affe die Bewegung ausführt oder sie bei jemand anderem sieht. Es war eine Zufallsentdeckung: So blinkte es im Hirnareal des Affen, als ein Forscher nach einer Nuss griff und der Affe ruhig danebenstand.

Ähnlich ist es beim Fußball. Wenn wir als beobachtende Affen, sprich Fans, den Profis bei der Arbeit zusehen, funkt es in unseren motorischen Arealen. Sportpsychologen glauben, dass es durch das bloße Zuschauen eines Fußballspiels schon zu einem Lerneffekt, dem observativen Lernen, kommt. In diesem Sinne profitieren auch junge Kicker davon, wenn Trainer mit feiner Technik die Übungen vorzeigen und erfahrene Mitspieler mit hoher Qualität im Kader stehen. Das System der Spiegelneurone habe auch einen Anteil daran, dass Fans, die selbst Fußball spielen, ein Spiel besser lesen könnten. „Studien haben gezeigt, dass sie während des Spiels die Aktionen besser vorhersagen können“, sagt Valenti Ornella von der Medizinischen Universität Wien. „Dabei feuern die Spiegelneurone mehr als bei anderen, die weniger vom Fußball verstehen.“

Ansteckung mit Freud und Leid
Außerdem seien Spiegelneurone auch am Mitfiebern während eines Fußballspiels beteiligt. „Alle Aktionen, die wir bei einem anderen Menschen beobachten, können eine Art ansteckende Wirkung haben“, sagt der Bauer Joachim, ein Neurobiologe von der Universität Freiburg. Denn neben Spiegelneuronen, die auf motorischer Ebene funken, gibt es auch Spiegelneurone, die auf der Ebene des Empfindens Signale abgeben. So ist es zu erklären, dass gute Laune, Begeisterung und Freude ansteckend sind. Es funktioniert aber auch umgekehrt. So spüren wir Schmerz, wenn sich ein Spieler auf dem Feld verletzt. Vielleicht sind die Spiegelneurone auch dafür zuständig, dass wir zu wissen meinen, ob sich ein Spieler nun wirklich verletzt hat oder nur so tut als ob.

Durch Spiegelphänomene können wir beobachtete Teile einer Szene zu einer wahrscheinlich zu erwartenden Gesamtsequenz vervollständigen, sagt Bauer. Sie sind also für intuitive Ahnungen verantwortlich. Wie wichtig dieses intuitive Verständnis ist, zeigt sich im Fußball. Die Bewegungen der Mitspieler zu kennen und vorauszuahnen, ist Grundlage eines gelingenden Spiels. Wo das gegenseitige Verständnis für die Laufwege der Mitspieler fehlt, ist kein Tor zu erzielen und kein Spiel zu gewinnen. Und je besser eine Mannschaft ihre Spiegelneurone in Resonanz bringt, umso weniger werden sie die Zuschauer zum Gähnen bringen, sondern ein Lächeln auf ihre Gesichter zaubern können.