Wer sein Herz allzu sehr an den Fußball hängt, läuft Gefahr, verbittert zu werden. Die Verbitterung ist nicht nur ein unangenehmes Gefühl, sondern kann sich zu einer handfesten Störung auswachsen. Spieler, Trainer und Fans sind gleichermaßen davon betroffen.

Es gibt Menschen, die lassen nach einer Entlassung kein gutes Haar an ihrem vormaligen Arbeitgeber, zeigen kein Verständnis für die Kündigung und reagieren frustriert und verärgert. Manche legen Listen vor, mit denen sie quasi beweisen wollen, dass die Entlassung ungerechtfertigt war. So entstand etwa die „Schoko-Tabelle“. Zur Erinnerung: Der Schachner Walter wurde vom Daum Christoph abgelöst, obwohl er mit der Wiener Austria kein einziges Spiel verloren hatte. Der Schachner führte daraufhin die Punkte an, die er mit der Wiener Austria und dem Grazer AK erreicht hatte, um auf die unglaubliche Entlassung hinzuweisen.

Verletzte Annahmen

Man sieht an diesem Beispiel: Verbitterung kann auch positive Kräfte entfalten. Denn in der Saison 2002/03 sammelte Schachner als Trainer mehr Punkte als der Meister Austria. Der Rachefeldzug ging aber noch weiter. In der darauffolgenden Saison wurde der Schachner mit dem GAK Meister und Cupsieger. Jeweils vor der Austria. Nicht alle Menschen können ihre Enttäuschung über empfundenes Unrecht in Erfolg umwandeln. Im März 2002 wurde der Ratajczyk Krzysztof auf der Hütteldorfer Straße verprügelt, nachdem er von der Rapid zur Austria gewechselt war. Hintergrund war wohl Verbitterung über den Transfer. Immer dann, wenn Grundannahmen von Menschen verletzt werden, kann es dazu kommen.

Verbitterung ist ein Gefühl, das jeder kennt. Es handelt sich dabei um eine Mischung aus Aggression und Resignation. Sie zeigt sich als Reaktion auf Ungerechtigkeit, Kränkung und Herabwürdigung. Studien belegen, dass etwa die Hälfte der Menschen im vergangenen Jahr eine Phase von Verbitterung erlebt hat. Verbitterung ist also ein normales Gefühl. Wie bei der Angst oder der Panik kann diese Emotion aber zu stark werden und Probleme verursachen.

 

Umdenken statt Rächen

Verbitterte Mensch können nur schwer auf andere Gedanken kommen, sie sind in der Vergangenheit verhaftet. Sie haben eine klare Vorstellung, was zu geschehen hätte, damit Gerechtigkeit wiederhergestellt wird. Ein starkes Verlangen nach Genugtuung kann den Betroffenen dazu treiben, sich für das erlittene Unrecht zu rächen. Gewaltfantasien sind nicht selten. Und manchmal werden sie auch umgesetzt: Menschen zünden nach Entlassungen die Fabrik des ehemaligen Arbeitgebers an oder ermorden nach Trennungen ihre Ex-Partnerin.

Aus der Verbitterung wieder herauszukommen, ist nicht einfach. Vor allem weil der Betroffene nicht sich selbst als Teil des Problems sieht, sondern das erlebte Unrecht. Bei einer Verbitterung kann meist nicht erkannt werden, dass das Problem das innere Erleben und das Verharren in dem Gefühl ist. In der psychotherapeutischen Arbeit wird versucht, an einer Problem- und Anspruchsrelativierung zu arbeiten. Vereinfacht gesagt: Die eigenen Probleme sind oft nicht so wichtig, wie man glaubt. Außerdem kann man aufzeigen, dass jedes Geschehen nicht nur negative, sondern auch positive Aspekte beinhaltet. Man kann etwa mit dem GAK Meister werden. Auch nicht so schlecht.