Es ist eigentlich ein Missverständnis: Wer im Lift, in der Gondel oder in der U-Bahn panisch reagiert, weil es zu eng wird, hat genau genommen keine Platzangst – obwohl derjenige sagt, in engen Räumen bekomme er Platzangst. Der richtige Ausdruck dafür ist Klaustrophobie, das ist eine Angst vor dem tatsächlichen oder gefühlten Eingesperrtsein. Von Platzangst oder Agoraphobie spricht man bei Befürchtungen, das Haus zu verlassen.
Dabei hat man Angst vor großen Plätzen, dem Alleinreisen, öffentlichen Orten oder großen Menschenansammlungen. Letztere waren schon dem Münchner Komiker und Dadaisten Valentin Karl zuwider, wie er bei einem Besuch des Grünwalder Stadions bemerkte, wo er unter Fußballplatzangst litt.
Es gibt also Menschen, die können nicht ins Stadion gehen, da sie eine deutliche und anhaltende Furcht vor Menschenansammlungen verspüren. Bei vielen Leuten fällt das aber gar nicht auf, weil sie die unangenehme Situation bewusst vermeiden und den Fußballplatz einfach nicht besuchen. Genug andere Möglichkeiten, Fußball zu konsumieren, stehen inzwischen zur Verfügung: im Fernsehen, früher im Radio und im ballesterer.
Das Vermeidungsverhalten macht eine Agoraphobie meist nicht besser. Klar, die Paniksymptome wie Herzrasen, Schwitzen, Mundtrockenheit, Beklemmungsgefühl, Schwindel und die Angst umzukippen treten nicht auf, aber das Fußballmatch kann man dadurch auch nicht vor Ort sehen.
Helfen könnte einem dann eine Psychotherapie, aber welcher Fan geht schon gern in eine Psychotherapie? Ärger sind diesbezüglich nur noch die Fußballer selbst. Denn auch diese haben hin und wieder ihre Ängste. Wenn ein Fußballer etwa Angst davor hat, auf den Platz zu laufen und dann seine Leistung nicht abrufen kann, spricht man allerdings nicht von Platzangst sondern von Performanceangst, einer Art Lampenfieber.
So ein Lampenfieber ist im Grunde genommen ganz gut. Es erhöht die Anspannung und die Konzentration, der Sportler kommt dadurch besser in die Zone der optimalen Leistungsfähigkeit. Doch zu viel Lampenfieber wird als Angst wahrgenommen und hemmt. Mancher Fußballer hat daher schon seinem Mitspieler zugerufen: „Spiel mich bitte nicht mehr an!“ Doch wer den Ballkontakt vermeidet, wird kein großer Fußballer. Hier wie dort gilt es, sich mit seinen Ängsten auseinanderzusetzen, um Besserung zu ermöglichen. Psychotherapie kann helfen.