Wer eine Panikattacke hat, ist arm. Nicht nur, dass man vor lauter Angst halb in Ohnmacht fällt, sondern man wird meist nicht einmal richtig ernst genommen. Ein Psychiater könnte helfen, aber wer geht schon gerne zum Psychiater?

Ein von Panikattacken geplagter Freund des ballesterer und des Fußballs meinte neulich beim Treffen mit dem Team der Notfallambulanz, dass er einmal etwas über die Panikattacke lesen möchte. Hinter seinem Wunsch liege sowohl ein persönliches als auch ein soziales Interesse. Er gehe nämlich davon aus, dass nicht nur er als Zuschauer sondern auch Fußballer an Panikattacken leiden. Da hat er nicht unrecht. Psychische Beschwerden treten bei Spitzensportlern genau so häufig auf wie in der restlichen Bevölkerung – auch wenn landläufig die Meinung vorherrscht, dass Sportler psychisch ganz besonders gesund sein müssten.

Der Psychiater und das Weihwasser
Wie viele Fußballer genau an Panikattacken leiden, weiß man nicht, psychiatrische Studien sind bei Fußballern nur schwer durchzuführen, denn Kicker scheuen den Psychiater in der Regel wie der Teufel das Weihwasser. Was eine Panikattacke genau ist, beschreibt der ballesterer-Freund ganz typisch: Urplötzlich, ohne Vorankündigung und vollkommen unabhängig von der jeweiligen Situation überfalle ihn eine starke Angst. Dies gehe so weit, dass er glaube, er falle nun augenblicklich tot um oder zumindest in Ohnmacht. Sein Herz rase wie wild, seine Hände würde zittern, er verspüre Schmerzen in der Brust wie bei einem Herzinfarkt, außerdem sei ihm schwindlig.
Er ist damit nicht allein, ungefähr 20 Prozent der Menschen erleiden im Laufe ihres Lebens mindestens einmal eine Panikattacke. Treten Panikattacken häufiger auf, spricht man von einer Panikstörung, an der etwa drei Prozent der Menschen erkranken.

Sport gegen Panik
Da die körperlichen Untersuchungen meist den Befund ergeben, dass alles in Ordnung ist, fühlen sich Menschen mit Panikattacken meist nicht ernst genommen. „Wenn ich zum Arzt gehe, werde ich nur abgeschaselt“, klagt unser Freund. Es ist nach einer allgemeinen körperlichen Durchuntersuchung aber auch nicht nötig, bei jeder Panikattacke die Rettung zu rufen. Denn: Eine Panikattacke überlebt man immer. Auch wenn es sich in dem Moment anders anfühlt. Wichtiger als der Notarzt ist der Psychiater. Dieser kann die Diagnose stellen und eine entsprechende Therapie einleiten. Er entscheidet, ob man ein Medikament braucht oder eine Psychotherapie oder beides.
Ein Fußballer geht am besten zu einem Sportpsychiater, dieser hat neben dem psychiatrischen auch sportspezifischen Sachverstand und ist auf solche Fälle spezialisiert. Das Team der Notfallambulanz hat dem sportinteressierten aber leider völlig unsportlichen Freund dann neben einem Psychiaterbesuch auch regelmäßige Bewegung empfohlen, die bei Panikattacken erwiesenermaßen hilft. Worauf der Freund zurückhaltend meinte, er wollte nur etwas darüber lesen und nicht gleich etwas dagegen tun.

(Dieser Text ist auch im ballesterer erschienen)