Zu Weihnachten denkt man auch an die Armen. Viele Profifußballer sind nach dem Ende ihrer Karriere sehr arm, emotional und finanziell. Das Christkind kann dabei nicht helfen, vielleicht aber Aufklärung.

Das Christkind wird vielerorts vom Weihnachtsmann in Pension geschickt. Wie es ihm damit geht, weiß keiner. Fußballern geht es nach Ende ihrer Karriere oftmals mies. Dem Ruhm, dem Geld und der Ehre folgen Verarmung, Depressionen und Suchtprobleme. So haben etwa ein Drittel aller Profifußballer zwei Jahre nach dem Ende ihrer aktiven Karriere ihr ganzes Geld durchgebracht. Das sagen Untersuchungen, die im englischen Fußball durchgeführt wurden. In der NFL verhält es sich ähnlich, 50 Prozent der American-Football-Profis sind fünf Jahre nach der Sportlerpension pleite. Die Zahlen hierzulande werden jenen aus England und den USA ähneln.

Depressiv, verarmt, einsam
Neben den wirtschaftlichen Schwierigkeiten kommt es oft auch zu ausgeprägten psychischen Problemen. Ein Drittel der Sportler reagiert mit Depressionen oder Angststörungen auf das Karriereende. Ein gängiges Mittel, Depressionen und Ängste selbst zu behandeln, ist der Konsum von Alkohol oder Drogen. Das hilft zwar hervorragend für den Moment, erzeugt aber neue Probleme. Außerdem leiden manche Sportler nach der Karriere an chronischen körperlichen Beschwerden, die die Stimmungslage beeinflussen.

Wer nun auf die liebevolle und fürsorgliche Unterstützung seiner Partnerin hofft, wird nicht selten enttäuscht. Denn die Spielerfrauen verabschieden sich mitunter recht schnell von ihren Männern. Die Scheidungsrate im ersten Jahr nach der Fußballerpension liegt bei 30 Prozent. Depressiv, verarmt und einsam. Ein trauriges Bild. Wer ist daran schuld? Der Sportler, der Verein oder die Sportpolitik? Keiner oder alle ein bisschen, könnte man sagen.

Fehlende Verantwortung
In erster Linie hat natürlich der Fußballer die Verantwortung dafür, sein Leben zu meistern und sich auf das Leben nach der Karriere vorzubereiten. Andererseits tragen der Verein und das System Profifußball viel dazu bei, dass Sportlern jede Verantwortung abseits des Platzes abgenommen wird. Wohnungen werden gemietet, Koffer gepackt und Fußballschuhe geputzt. Teamsekretäre kümmern sich um die unangenehme Bürokratie, öffnen und beantworten für die Sportler Briefe von Banken und Versicherungen. Aufgrund des engen Trainings- und Spielplans ist das ganze Jahr durchgetaktet. Dem Spieler wird viel, wahrscheinlich zu viel abgenommen.

Der Beruf ist außerdem so identitätsstiftend, dass neben dem Fußballer-Ich kaum andere Facetten des Selbst entwickelt werden. Wozu auch? Mehr Satisfaktion wird ein junger Mensch an kaum einem anderen Ort bekommen als auf dem Fußballplatz, wo ihm tausende Menschen bei der Ausübung der Arbeit zujubeln. Es geht aber nicht nur um Erfolg, sondern auch um die Persönlichkeitsentwicklung.

Das gilt es schon während der aktiven Karriere zu berücksichtigen. Sonst gehen nach dem Schlusspfiff nicht nur die Flutlichter, sondern auch die Lebenslichter aus. Das wünschen wir freilich niemandem, schon gar nicht zu Weihnachten. Egal, ob jetzt das Christkind oder der Weihnachtsmann kommt.