Wenn bei einem Fußballer zu Weihnachten nicht die Gefahr besteht, zu dick zu werden, leidet er vielleicht an der Anorexia athletica. Viele Sportler fasten für den Erfolg und schießen dabei manchmal über das Ziel hinaus. Psychotherapie könnte auch helfen.
Zu Weihnachten klagen viele Menschen über eine unerwünschte Gewichtszunahme. Weihnachtsgänse, Kekserl und viele freie Tage schlagen sich auf den Hüften und der Anzeige der Badezimmerwaage nieder. Spätestens zu den Heiligen Drei Königen werden dann Vorsätze zur Mäßigung gefasst. Für manche Sportler ist aber nicht die Völlerei das Problem, sondern die Essstörung Anorexia athletica. Sie wollen durch kontrollierte Gewichtsreduktion ihre Leistungsfähigkeit steigern, wird das übertrieben, kommt es jedoch zum gegenteiligen Effekt.
Eine längerfristige negative Energiebilanz hat verschiedene Auswirkungen: Elektrolytstörungen, Haarausfall, Immunschwäche, Konzentrationsschwierigkeiten, Kreislaufprobleme, erhöhte Knochenbrüchigkeit und hormonelle Störungen sind einige der Folgen. Jugendlichen fehlen die Wachstumshormone, und bei Frauen bleibt die Regelblutung aus. Besonders bei Sportarten, in denen ein schlanker Körper oder ein niedriges Körpergewicht von Vorteil sind, kommen Essstörungen vor. Dazu zählen Turnen, Eiskunstlauf, Skispringen und Langstreckenlauf.
In den letzten Jahren hat sich aber auch der Fußball zunehmend zum Laufsport entwickelt, kaum ein Spieler darf ein paar Extrakilo mit sich herumtragen. Noch ist die Anorexia athletica zwar nicht das große Thema im Fußball, aber die Essstörung ist schon längst im Breitensport und im Jugendsport angekommen. Studien zufolge müssen sich besonders Mädchen immer wieder von ihren Trainern anhören, dass sie Gewicht reduzieren sollen – eine heikle Angelegenheit. Noch absurder sind Berichte über sadistische Gewichtskontrollen bei Sportlerinnen vor der versammelten Mannschaft.
Es ist wichtig, die Sportler, ihre Angehörige und Trainer durch Aufklärungsmaßnahmen für dieses Thema zu sensibilisieren. Auch für die Behandlungsmöglichkeiten wie etwa PSychotherapie. Aber auch die Sportberichterstatter müssen sich an der Nase nehmen. Wenn zum x-ten Mal über die Figur des Arnautovic Marko gelästert und ihm mangelnde Fitness vorgeworfen wird, erzeugt das ein falsches Körperideal. Kein Mensch kann sagen, wie ein Fußballer auszusehen hat. Wer behauptet, der Arnautovic wäre mit fünf Kilo weniger ein besserer Kicker, hat den Sport nicht verstanden. Der Maradona Diego war der beste Fußballer seiner Zeit – wahrscheinlich sogar aller Zeiten – und entsprach nicht dem heutigen Sportlerideal. Auch der Kreuz Willi, der Ailton und der Engelmaier Thomas waren große Fußballer, aber keine Agentur der Welt hätte einen davon für eine Unterhosenwerbung gecastet.
Man kann eben nicht nur trotz einer besonderen Figur, sondern auch wegen eines besonderen Körpers sportliche Höchstleistungen bringen. Lassen Sie sich also die Weihnachtsgans und Kekserl schmecken, die Heiligen Drei Könige kommen früh genug.