Wie nach Zigaretten, Bier und Heroin können Menschen eine Sucht entwickeln Sport zu betreiben. Dafür kommt vor allem der Langstreckenlauf und der Kraftsport in Frage – Fußball eher seltener.

Man kann nach allem süchtig werden. Die sogenannten stoffgebundenen Süchte wie Tabletten-, Alkohol-, Heroin-, Kokain- und Nikotinsucht sind wohl bekannt und irgendwie einleuchtend. Die stoffungebundenen Süchte, also Suchtverhalten ohne dafür eine Substanz zu konsumieren sind schon irgendwie unbegreiflicher. Vertreter dieser Kategorie sind Internetsucht und Spielsucht, auch die Sportsucht fällt darunter. Unter der Sportsucht versteht man ein starkes Verlangen oder eine Art Zwang Sport zu betreiben. Der Sport wird auch dann fortgeführt wenn es bereits zu eindeutigen schädlichen Folgen gekommen ist. So beschrieb bei der Sportpsychiatrietagung im September in Berlin Prof. Bär Karl-Jürgen eine Patientin die trotz bekannter Stressfraktur im Mittelfuß weiter ihre täglichen 15-20 Kilometer gelaufen ist. Außerdem kommt es bei der Sportsucht zu einer starken Vernachlässigung von anderen Interessen, der Familie und des Berufs. Die Menschen ordnen dem Sport alles unter. „Der Sport hat völlig die Person übernommen“, so Prof. Bär von der Universitätsklinik Jena. Wird der Sport nicht mehr ausgeübt zeigen sich körperliche Symptome wie Schlafstörungen, Reizbarkeit, aggressives Verhalten oder Unruhe.

1970 wurde die Sportsucht erstmals beschrieben. Es lässt sich zwischen einer primären und einer sekundären Sportsucht unterscheiden. Als sekundär versteht man das Auftreten von sportsüchtigem Verhalten im Rahmen einer anderen Störung. Etwa Menschen die an Magersucht leiden betreiben häufig exzessiv Sport zur Gewichtsreduzierung. Man geht davon aus, dass etwa 3-4% der Gesamtbevölkerung gefährdet ist eine Sportsucht zu entwickeln, diesbezüglich gibt es keine Geschlechtsunterschiede, sehr wohl aber in der Sportart die ausgeübt wird. Während Männer häufig in die Kraftkammer gehen und ihre Muskeln aufbauen, gehen Frauen Langstreckenlaufen. Wie bei anderen Süchten gibt es bis zur Entwicklung einer Abhängigkeit einen Verlauf. Es beginnt mit vermehrter Zuwendung zum Sport, darauf folgt eine Phase in der Sport als schädlich oder gefährdend eingestuft werden kann bis hin zum Kontrollverlust und Zwang Sport zu betreiben.

Sportsucht ist ein Begriff der bei vielen recht positiv besetzt ist. Sport ist gesund und wer Sport betreibt schaut auf seine Gesundheit, so die landläufige und sicher richtige Haltung. Freilich kommt es auch beim Sport auf die Dosis an. Patienten die an Sportsucht erkrankt sind, wissen im Gegensatz zum Nikotinabhängigen oder Alkoholabhängigen nicht, dass sie mit ihrem Verhalten dem Körper schaden. Aufklärung ist hier wichtig. Beim Fußballer verhält es sich meist ein bisserl anders. So mancher Kicker vertraut mehr auf seine Technik oder sein Stellungsspiel und vernachlässigt das Laufspiel. Den meisten Kickern hierzulande kann man daher mitgeben, dass ein bisserl mehr Bewegung noch keinem geschadet hat.

(Dieser Artikel ist auch im Fußballmagazin ballesterer erschienen)