Der Haaland Erling hat keinen Zwang, der Beckham David wahrscheinlich schon und der Monk Adrian ganz sichern. Im Fußball kommen Zwangsstörungen selten vor, aber doch.

Der Beckham David soll einen eigenen Kühlschrank nur für Getränke haben, und diese müssen symmetrisch angeordnet sein. „Wenn es drei Dosen gibt, schmeißt David eine weg, weil es eine gerade Zahl sein muss“, sagt die Beckham Victoria. Glaubt man der Schilderung seiner Frau, dürfte es sich beim Beckham David um einen Symmetriezwängler handeln. Trotzdem war er ein richtig guter Fußballer. Die Zwangserkrankung hat demnach sein Leben nicht vollkommen in Beschlag genommen.

Vom Haaland Erling Braut hieß es vor seinem Debüt bei der Dortmunder Borussia, er habe einen Zwang, Tore zu schießen. Obgleich er mit dem zweiten Ballkontakt gegen Augsburg traf und dann noch zwei Tore nachlegte, kann man hierbei nicht von einer Zwangsstörung sprechen. Ein Zwang wird von dem Betroffenen als unangenehm, unsinnig und übertrieben bewertet. Zwänge machen dem Betroffenen keinen Spaß. Der Haaland hat viel Spaß beim Toreschießen, das merkt ein jeder.

Eine Zwangsstörung kann viele Gesichter haben. Gemeinsam ist allen Zwängen, dass sie sehr zeitaufwendig sind und sowohl den Alltag als auch die Lebensqualität beeinträchtigen. Wesentliche Kennzeichen von Zwangsstörungen sind wiederkehrende Zwangsgedanken und Zwangshandlungen. Zwangsgedanken sind sich wiederholende, aufdrängende Gedanken die als unsinnig oder gar persönlichkeitsfremd bewertet werden. Es ist kaum möglich, sie zu ignorieren oder ihnen Widerstand zu leisten. Zu den häufigsten Zwangsgedanken gehören solche mit aggressiven Inhalten wie etwa jemanden anderen zu verletzen, vor den einfahrenden Zug oder aus dem Fenster zu springen, jemandem den Tod zu wünschen, jemanden sexuell zu belästigen. Solche Gedanken kommen bei 90 Prozent aller Menschen von Zeit zu Zeit vor. Doch Gesunde messen den aufdringlichen Gedanken keine besonders Bedeutung zu und können sie loslassen.

 

Zwangshandlungen wiederum dienen der Reduktion von Unruhe, Anspannung oder sollen das Eintreten eines gefürchteten Ereignisses verhindern. Außerdem leiden manche Betroffene an einem Unvollständigkeitsgefühl, wenn eine bestimmte Handlung nicht ausgeführt wird. Die häufigsten Zwangshandlungen sind Wasch- und Kontrollzwänge. Von einem Waschzwang betroffene Menschen reinigen sich mitunter stundenlang am Tag die Hände. Die Hände sind dann entsprechend in Mitleidenschaft gezogen – gerötet und rissig. Kontrollzwänge betreffen meist das Überprüfen von Türschlössern und elektrischen Geräten wie Herd und Bügeleisen.

Ein zentrales Merkmal einer Zwangsstörung ist, dass der Betroffene weiß, dass das, was er gerade denkt und tut, unsinnig ist. Er kann sich aber nicht dagegen wehren und ist buchstäblich gezwungen, diesen Unsinn zu machen. Die gute Nachricht ist: Man kann etwas dagegen tun. Die Verhaltenstherapie ist die wirksamste Behandlungsform gegen Zwänge, manchmal in Kombination mit einer medikamentösen Behandlung. Der Haaland Erling braucht kein Medikament, der Beckham David wahrscheinlich auch nicht, und der Monk Adrian ist zum Glück nur eine Erfindung.

Dieser Text ist auch im Fußballmagazin ballesterer erschienen.